Bild: Veronika Andrews/ Pixabay
Vorlesezeit: Tipps für Erzähler:innen
„Es war einmal…“, dieser Satz gehört wohl zu den meistgelesenen aller Zeiten. Vor allem Kinder hören die magischen Worte besonders gern, denn sie bedeuten, dass ein spannendes Abenteuer vor ihnen liegt. Ein Abenteuer, das sie sich am liebsten vorlesen lassen.
Das Vorlesen ist in vielen Familien ein festes Ritual und auch bei Tagesmüttern und Tagesvätern, in Kindergarten und Hort gibt es spezielle Vorlesezeiten, in denen die Kinder zur Ruhe kommen, lauschen und dabei ihrer Fantasie freien Lauf lassen können. Damit man als Betreuer aus dem Vorlesen ein besonders schönes Erlebnis machen kann, haben wir hier ein paar Tipps für alle neuen Märchentanten und -Onkel zusammengetragen.
Wie werde ich zum perfekten Geschichtenerzähler:in?
Eine Geschichte spannend vorzulesen scheint allen, die keine Erfahrung mit damit haben, erst einmal schwierig. Denkt man jedoch an die folgenden Regeln, so wird das Vorlesen schnell zum Vergnügen für alle Beteiligten.
Beim Vorlesen geht es um Spaß und nicht um Perfektion
Vorlesen ist nicht immer leicht, vor allem wenn man keine Übung darin hat. Vor einer größeren Gruppe zu lesen bedeutet für viele Menschen erst einmal Stress, allerdings sollte man sich gerade im Umgang mit Kindern darüber bewusst sein, dass keiner der Zuhörer:innen darauf aus ist, ein vernichtendes Urteil zu fällen oder Kritik zu üben. Kinder achten nicht darauf, ob man sich hier und da einmal verliest oder nicht perfekt darin ist, verschiedene Stimmen für verschiedene Charaktere zu kreieren.
Spaß ist ansteckend
Wer beim Vorlesen Freude hat, der wird seinen Zuhörer:innen auch Freude bereiten. Das bedeutet, dass man zum Vorlesen eine Geschichte wählen sollte, die einem selbst gut gefällt. Eine Geschichte, mit der man selbst etwas verbindet und die einem darum am Herzen liegt, lässt sich viel leichter erzählen und vermitteln. Die Kinder werden merken, dass man mit voller Leidenschaft dabei ist und so wird der eigene Spaß am Vorlesen sich ganz natürlich auf sie übertragen.
Üben erlaubt
Niemand muss ganz spontan und ohne jede Übung jedes Kinderbuch perfekt vorlesen können. Üben ist wichtig und hilft dabei, Nervosität abzubauen und die eigene Vorlesetechnik zu verbessern. Kinder mögen es, wenn man eine Geschichte zum Leben erweckt und das geht zum Beispiel über das Verstellen der Stimme für verschiedene Figuren. Diese Fähigkeit und das spannende Vorlesen an sich kann man ganz einfach üben. Durch mehrmaliges Probieren findet man schnell heraus, welche Stimme zu welchem Charakter passt und welche Situation wie gelesen werden sollte. Wer Inspiration braucht, findet diese zum Beispiel in Hörbüchern für Kinder.
Umgang mit Unterbrechungen
Zuletzt ein Wort zum Thema Unterbrechung: wer geübt hat und nun seine Geschichte erzählt, der sollte sich nicht ärgern, wenn Kinder das Vorlesen mit Fragen oder Kommentaren unterbrechen. Vielmehr muss man damit rechnen und es sogar begrüßen, denn es bedeutet, dass die Zuhörer in die Geschichte vertieft sind. Nur dann, wenn ein Kind ganz offenbar, um des Störens willen unterbricht, gibt es Anlass zum Eingreifen.
Welche Bücher eigenen sich am besten zum Vorlesen?
Neben der eigenen Einstellung zum Vorlesen ist natürlich auch wichtig, welche Geschichte man wählt. Wie oben erwähnt, sollte es eine Geschichte sein, die auch einem selbst gefällt, allerdings gibt es noch weitere Kriterien dafür, was sich gut zum Vorlesen eignet.
Spannung
Damit Zuhörer am Ball bleiben, muss eine Geschichte vor allem spannend sein. Überraschende Situationen und Fragen, die sich durch die Erzählung ziehen, sind dabei zentral. Ob eine Geschichte wirklich spannend ist, merkt man schnell, wenn man sich beim Lesen die Frage stellt „Wie geht es wohl weiter?“. Genau diese Frage ist es, die die Fantasie anregt und je mehr das geschieht, umso mehr Spaß macht das Zuhören. Auch ein Kinderbuch, das eine wirklich schöne Botschaft vermittelt, kann zum Vorlesen ungeeignet sein, wenn es nicht spannend geschrieben ist.
Interessante Figuren
Nicht nur die Geschichte selbst, auch die Figuren darin sollten die Fantasie anregen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie besonders seltsam sein müssen. Bei aller Spannung und Fantasie müssen sich die Zuhörer immer noch mit den Hauptpersonen identifizieren können. Liegen die Probleme, Eigenschaften und Wünsche einer Figur zu weit weg von der eigenen Erfahrungswelt der Kinder, so wird es für sie schwieriger, die Handlung nachzuvollziehen.
Altersgerechte Geschichten wählen
Eine altersgerechte Geschichte zu wählen, ist wohl der wichtigste Punkt und liegt allen anderen Entscheidungen zugrunde. Je nach Alter fällt es Kindern schwerer, eine komplizierte Handlung mit vielen Charakteren nachzuvollziehen und so sollte man bei der Wahl von Vorlese-Material immer genau auf die Altersempfehlung achten, die dem Buch beigefügt ist. Auch auf seine eigene Erfahrung sollte man sich ruhig verlassen, denn am Ende kennt man seine Kinder am besten und kann so abschätzen, welcher Geschichte sie problemlos folgen können.
Vorlesen leicht gemacht
Wir hoffen, dass wir dem/ der einen oder anderen Märchenerzähler oder -erzählerin mit unseren Tipps dabei helfen konnten, diesen Programmpunkt besser zu planen und zu einem schönen Erlebnis für Vorleser:in und Kinder zu machen.
Das Vorlesen ist für Kinder und Betreuer:in eine wunderbare Ruhepause, beflügelt die Fantasie und sorgt nachweislich dafür, dass Kinder später auch selbst gern lesen.
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